Das Erfolgskriterium 1.1.1 der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.2 fordert, dass alle Nicht-Text-Inhalte, die dem Nutzer präsentiert werden, eine Textalternative haben, die einem äquivalenten Zweck dient. Dies gilt für Bilder, Grafiken, Logos und andere visuelle Elemente auf Webseiten.
Der Grundgedanke hinter diesem Kriterium ist das Zwei-Sinne-Prinzip: Informationen sollten nicht ausschließlich über einen einzigen Sinneskanal vermittelt werden. Durch die Bereitstellung von Textalternativen wird sichergestellt, dass die Inhalte auch für Menschen mit Sehbehinderungen oder in Situationen, in denen Bilder nicht geladen werden können, zugänglich sind.
Die Relevanz barrierefreier Bilder
Barrierefreie Bilder sind aus mehreren Gründen von großer Bedeutung:
- Rechtliche Anforderungen: In vielen Ländern ist die Umsetzung von Barrierefreiheit gesetzlich verankert. Infolgedessen wurden internationale Richtlinien erstellt, diese sind festgehalten in den Web Content Accessibility Guidelines 2.1 (WCAG 2.1).
- Nutzervielfalt: Eine barrierefreie Website berücksichtigt die Bedürfnisse verschiedener Nutzergruppen, einschließlich Menschen mit Sehbehinderungen, Farbsehschwächen oder motorischen Einschränkungen.
- SEO-Vorteile: Suchmaschinen bewerten Alt-Texte und beschreibende Bildinformationen als relevant für das Ranking, was die Auffindbarkeit Ihrer Website verbessert.
Best Practices für barrierefreie Bilder
Um Bilder barrierefrei zu gestalten, sollten Sie folgende Best Practices beachten:
Effektive Verwendung von Alt-Text
Der Alt-Text (Alternativtext) ist das wichtigste Element für barrierefreie Bilder. Er beschreibt den Inhalt und Zweck eines Bildes kurz und prägnant. Beachten Sie dabei:
- Halten Sie den Alt-Text unter 125 Zeichen, einschließlich Leerzeichen.
- Beschreiben Sie den Kontext und die Relevanz des Bildes für den Inhalt.
- Vermeiden Sie unnötige Wörter wie „Bild von“ oder „Symbol für“.
Beispiel für einen guten Alt-Text:
<img src=“teammeeting.jpg“ alt=“Diverse Gruppe von fünf Personen diskutiert engagiert an einem runden Tisch“>
Differenzierter Umgang mit verschiedenen Bildtypen
Je nach Art und Zweck des Bildes variiert die Herangehensweise:
- Informative Grafiken: Benötigen eine beschreibende Textalternative, die die dargestellten Informationen wiedergibt.
- Dekorative Grafiken: Erhalten einen leeren Alternativtext, dadurch ignorieren Screenreader sie.
- Textbasierte Grafiken: Der Alternativtext sollte den abgebildeten Text enthalten. Wenn möglich, sollte auf solche Grafiken verzichtet werden.
- Komplexe Grafiken: Für Infografiken, Landkarten oder detaillierte Illustrationen empfiehlt sich eine ausführlichere Beschreibung, die über den Alt-Text hinausgeht.
Optimierung von Kontrast und Farbgestaltung
Achten Sie bei der Gestaltung von Bildern auf ausreichenden Kontrast sowie eine farbenblindfreundliche Farbwahl:
- Verwenden Sie Farben, die gut unterscheidbar sind und ausreichend Kontrast bieten.
- Nutzen Sie Tools, um sicherzustellen, dass die Kontrastanforderungen erfüllt werden.
- Wählen Sie ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 für Text.
Responsive und skalierbare Bilder
Um Barrierefreiheit auf allen Geräten sicherzustellen, ist es wichtig, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Verwenden Sie responsive Bilder, die sich automatisch an unterschiedliche Bildschirmgrößen anpassen und dadurch auf mobilen Geräten genauso gut dargestellt werden wie auf Desktops. Darüber hinaus sollten Sie SVGs für Logos und Icons einsetzen, da diese sich ohne Qualitätsverlust skalieren lassen und somit unabhängig von der Bildschirmgröße eine optimale Darstellung bieten.
Ein weiterer entscheidender Schritt ist die Optimierung der Bildgröße und Auflösung, um schnelle Ladezeiten zu gewährleisten, ohne dabei die Bildqualität zu beeinträchtigen. So schaffen Sie eine nutzerfreundliche und barrierefreie Umgebung für alle Endgeräte.
Technische Umsetzung barrierefreier Bilder
Bei der technischen Implementierung barrierefreier Bilder sind zudem zu den Best Practices folgende Aspekte zu beachten:
HTML-Attribute für Barrierefreiheit
- Verwenden Sie das alt-Attribut für alle img-Elemente.
- Nutzen Sie aria-label oder aria-labelledby für SVG-Grafiken.
- Setzen Sie figure und figcaption für Bilder mit Bildunterschriften ein.
Beispiel für die Verwendung von figure und figcaption:
<figure>
<img src=“chart.png“ alt=“Balkendiagramm zeigt Umsatzsteigerung von 20% im Vergleich zum Vorjahr“>
<figcaption>Abb. 1: Umsatzentwicklung 2023-2024</figcaption>
</figure>
Lange Beschreibungen
Für komplexe Grafiken, die eine ausführlichere Erklärung benötigen:
- Verknüpfen Sie eine lange Beschreibung mit aria-describedby.
- Nutzen Sie das longdesc-Attribut oder eine Verlinkung zu einer detaillierten Beschreibung.
- Verwenden Sie das details-Element für ausklappbare Beschreibungen.
Beispiel für eine lange Beschreibung mit aria-describedby:
xml
<img src=“complex-chart.png“ alt=“Komplexes Diagramm zur Marktanalyse“ aria-describedby=“chart-description“>
<div id=“chart-description“>
<h3>Detaillierte Beschreibung des Diagramms</h3>
<p>Das Diagramm zeigt die Marktentwicklung in fünf Sektoren über einen Zeitraum von 10 Jahren. Es verdeutlicht…</p>
</div>
Barrierefreie Dateiformate
Nutzen Sie WebP, Avif, JPEG, PNG oder SVG für hochwertige Bilder und einfache Komprimierung. Komprimieren Sie ausreichend, um lange Ladezeiten zu vermeiden.
Testen und Validieren barrierefreier Bilder
Um sicherzustellen, dass Ihre Bilder den Barrierefreiheitsstandards entsprechen:
- Nutzen Sie automatisierte Tools wie unseren Barrierefrei-Siegel-Check
- Führen Sie manuelle Tests mit Screenreadern durch.
- Überprüfen Sie den Farbkontrast mit dem WebAIM Color Contrast Checker.
- Testen Sie die Darstellung auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen.
Herausforderungen und Lösungen
Bei der Umsetzung barrierefreier Bilder können folgende Herausforderungen auftreten:
- Komplexe Infografiken: Erstellen Sie zusätzliche Textversionen oder interaktive, barrierefreie Alternativen.
- Dynamische Bilder: Aktualisieren Sie den Alt-Text bei Änderungen des Bildinhalts dynamisch.
Beispiel für dynamische Alt-Text-Aktualisierung mit JavaScript:
javascript
function updateAltText(imageId, newAltText) {
const image = document.getElementById(imageId);
if (image) {
image.alt = newAltText;
}
}
// Verwendung:
updateAltText(‚dynamicImage‘, ‚Neuer Alternativtext basierend auf aktuellen Daten‘);
Erweiterte Techniken für barrierefreie Bilder
Verwendung von srcset für responsive Bilder
Um Bilder für verschiedene Bildschirmgrößen und Auflösungen zu optimieren, können Sie das srcset-Attribut verwenden:
xml
<img src=“small.jpg“
srcset=“small.jpg 320w,
medium.jpg 800w,
large.jpg 1200w“
sizes=“(max-width: 320px) 280px,
(max-width: 800px) 760px,
1200px“
alt=“Responsive Bild passt sich an verschiedene Bildschirmgrößen an“>
Einsatz von SVG für skalierbare Grafiken
SVG-Grafiken sind ideal für Logos und Icons, da sie sich ohne Qualitätsverlust skalieren lassen. Hier ein Beispiel für ein barrierefreies SVG-Logo:
xml
<svg width=“100“ height=“100“ viewBox=“0 0 100 100“ aria-labelledby=“logo-title“>
<title id=“logo-title“>Firmenlogo: Ein stilisierter Baum</title>
<circle cx=“50“ cy=“50“ r=“40“ fill=“green“ />
<rect x=“45“ y=“60“ width=“10“ height=“30“ fill=“brown“ />
</svg>
Implementierung von ARIA-Attributen für komplexe Grafiken
Für interaktive oder komplexe Grafiken können ARIA-Attribute verwendet werden, um zusätzliche Informationen für Screenreader bereitzustellen:
xml
<div role=“img“ aria-labelledby=“chart-title“ aria-describedby=“chart-desc“>
<h3 id=“chart-title“>Umsatzentwicklung 2020-2024</h3>
<div id=“chart-desc“ class=“sr-only“>
Dieses Liniendiagramm zeigt einen stetigen Anstieg des Umsatzes von 1 Million Euro im Jahr 2020 auf 5 Millionen Euro im Jahr 2024.
</div>
<!– Hier folgt der eigentliche Chart-Code –>
</div>
Das Wichtigste zu Barrierefreien Bildern in Kürze
Barrierefreie Bilder sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer inklusiven Webpräsenz. Der Schlüssel zur Umsetzung liegt in der sorgfältigen Verwendung von Alt-Texten, die den Inhalt und Zweck jedes Bildes präzise beschreiben. Diese Textalternativen ermöglichen es Screenreadern, die visuelle Information für sehbehinderte Nutzer zu vermitteln.
Dabei ist es wichtig, zwischen informativen und dekorativen Bildern zu unterscheiden und die Alt-Texte entsprechend anzupassen. Für komplexe Grafiken oder Infografiken sollten Sie ausführlichere Beschreibungen bereitstellen, die den gesamten Informationsgehalt wiedergeben.
Achten Sie zudem auf einen ausreichenden Farbkontrast und eine farbenblindfreundliche Gestaltung. Die Verwendung von responsiven Bildtechniken und skalierbaren Vektorgrafiken (SVG) trägt dazu bei, dass Ihre Bilder auf allen Geräten optimal dargestellt werden. Regelmäßige Tests mit automatisierten Tools und manuellen Überprüfungen helfen Ihnen, die Barrierefreiheit Ihrer Bilder kontinuierlich zu verbessern.
Wenn Sie diese Grundsätze beherzigen, machen Sie Ihre visuellen Inhalte für ein breites Publikum zugänglich und erfüllen gleichzeitig wichtige rechtliche und ethische Standards der digitalen Inklusion.
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